Atemtherapie
Die Atemtherapie ist weit mehr als eine Behandlungsform, die funktionelle Atemstörungen beheben soll. Die Lebendigkeit des Atems in sich wahrzunehmen, ihn bewusst zu erfahren und zuzulassen, ist wesentlicher Bestandteil der Atemarbeit. Körperbereiche, die der Wahrnehmung bislang kaum zugänglich waren, werden durch den Atem wieder belebt erfahren. Seelische Prozesse bilden sich im Atemgeschehen ab und können dort differenziert wahrgenommen und bearbeitet werden. Das Vertrauen in den eigenen Körper wächst. Mit ihrem psychosomatischen Ansatz wirkt Atemtherapie bei Heilungsprozessen unterstützend, indem das gesamte Geschehen im Organismus begünstigt wird.
Sie findet Anwendung bei:
Atemwegserkrankungen, wie Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis, COPD, Emphysem, funktionellen Störungen des Verdauungs- Herz- und Kreislaufsystems, psychosomatischen Störungen, wie Kopfschmerzen und Migräne, chronischen Schmerzerkrankungen, Symptomen des Burnout-Syndroms, wie Erschöpfungs- und Spannungszuständen, Konzentrations- und Leistungsstörungen, Schlafstörungen, Anpassungsstörungen bei starker körperlicher und seelischer Belastung in Lebenskrisen, Depressionen und Angst- und Panikstörungen.
In der Begegnung mit dem Atem in seinem Rhythmus, seiner Freiheit oder Behinderung eröffnet sich die Möglichkeit eines Zugangs zu der unmittelbaren "Biographie" des Menschen. Im Laufe eines Lebens entwickelt jeder sein ganz eigenes Atemmuster, geprägt von seinen individuellen Erfahrungen. Die Hände des Therapeuten nehmen den Atemrhythmus auf, begleiten und unterstützen ihn. Der Atem antwortet auf dehnende, lösende und druckgebende Berührungsreize. Der Atemfluss kann sich aus seinen Hinderungen lösen und sich vertiefen. So entsteht ein Dialog zwischen dem Atem und den Händen. In der Atemarbeit steht die Aufdeckung des Unbewußten und Konflikthaften nicht im Vordergrund, jedoch lässt die Lösung muskulärer Verspannungen, die den Atem in seiner Bewegung verhindern, mitunter unterdrückte Gefühle ins Bewusstsein treten. Auftauchende Inhalte werden am Ende jeder Sitzung besprochen. Wohltuende Entspannung ermöglicht ein Erleben der Ganzheit und des Annehmens.
Sie wurde in den zwanziger Jahren von dem Arzt Dr. Ludwig J. Schmitt entwickelt und reicht weit über die mechanisch-reflektorische Wirkung der klassischen Massage hinaus.
Die Atemmassage orientiert sich am Atemrhythmus, dessen freier Fluss gefördert werden soll. Sie setzt mit ihren Griffen dort an, wo sich Probleme des Menschen im Köper abzeichnen, welche sich in organischen und/oder psychischen Störungen, sowie in Problemen der äußeren Haltung zeigen. Die Atemmassage wirkt regulierend auf das unwillkürliche Nervensystem, auf die Psyche, das hormonelle System, regt den Stoffwechsel an und vertieft die Atmung. Eine gute Struktur der Muskulatur ermöglicht die Durchlässigkeit des Organismus für die Atembewegung und begünstigt so eine ausgeglichene physische und psychische Befindlichkeit.
Durch das Ausführen einfacher Bewegungsabläufe, dem Erleben der Stimme und der Stille wird die Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit sensibilisiert und entwickelt. Im Erfahren der eigenen inneren Räume und Begrenzungen ist die Begegnung mit dem zugelassenen wesenseigenen Atem möglich. Das Vertrauen in den Atem wächst. Der Wandel vom Tun-Müssen zum Geschehen-Lassen kann sich mehr und mehr vollziehen. Das eigene Erleben steht bei der Gruppenarbeit im Vordergrund. Individuelle Erfahrungen werden am Ende der Stunde in der Gruppe ausgetauscht.
Das Ziel dieser klassischen Atemtherapie ist die Kräftigung der Atemmuskulatur durch ein gezieltes Training.
Voraussetzung ist die Schulung der Körperwahrnehmung und die Bewusstmachung der unterschiedlichen Atemformen.
Atemgymnastik im Liegen, Sitzen und Stehen hilft, begleitend zur Behandlung mit Medikamenten, die Gesamtkörperverfassung zu verbessern.
Atemübungen, insbesondere Ausatemtechniken, ermöglichen die Erfahrung, dass der Atemvorgang beeinflussbar und einer körperlichen Belastung angepasst werden kann, indem z.B. zusätzlich atemerleichternde Körperstellungen eingenommen werden.
Schlaflosigkeit ist meist, wenn organische Ursachen ausgeschlossen werden können, die Folge einer Überspannung und Vernachlässigung der Ruhe-Aktivitätszyklen während des Tages. Das vegetative Nervensystem arbeitet zwar selbstständig und unbewusst, kann aber stark durch Gefühle, Gedanken und Empfindungen beeinflusst werden. So ist auch die individuelle Reaktion auf Stress eng mit dem autonomen Nervensystem gekoppelt. Es kommt zu einer vegetativen Unruhe.
Der Schlaf lässt sich nicht willentlich erzwingen, sondern benötigt die Bereitschaft, sich dem unwillkürlichen, organischen Schlafgeschehen zu überlassen.
Die beste Vorbereitung auf den Schlaf ist ein ruhiger Wachzustand mit gesammelter, nach innen gerichteter Aufmerksamkeit. Dies geschieht, indem sich das Bewusstsein als Ganzes auf das Körper- und Atemgeschehen einlässt. Störende Außenreize können ausgefiltert werden, Emotionen und Gedanken treten in den Hintergrund und der Geist wird still. Entspannung und ein ruhiger Atem sind die Folge.
Achtsamkeitsübungen und das Erlernen von Grübelstopp Methoden bieten eine sinnvolle Ergänzung.
Informationen über die Architektur der unterschiedlichen Schlafstadien und deren Verlauf in einer Nacht, die Vermittlung schlafhygienischer Regeln und die kritische Betrachtung einiger Schlafmythen unterstützen die Wiedererlangung eines erholsamen Schlafs.
Hier bietet die achtsamkeitsbasierte Arbeit mit dem Atem in der Stille und in der Bewegung vielfältige Möglichkeiten aus Niedergedrücktheit, Interessenverlust und Freudlosigkeit, vermindertem Antrieb und negativen Gedanken herauszufinden. All dies kann zu einer Aktivitätseinschränkung führen. Deutliche Müdigkeit, auch aufgrund von Schlafstörungen, tritt oft schon nach kleinen Anstrengungen auf. Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, bis hin zu negativen und pessimistischen Zukunftsperspektiven können die Folge sein.
Atem und Körper bieten Stabilität, schaffen die Verbindung mit dem Hier und Jetzt, wenn der Geist unstet ist und immer wieder in emotionsgeladene Gedanken abschweift, die sich mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigen. Die Wahrnehmung von Atem und Körper ermöglicht Auszeiten für den Kopf. Spannung kann sich lösen, der Atem wird ruhiger und so entsteht Raum für neue Lösungsmöglichkeiten.
Ängste werden von Körpersymptomen wie Herzrasen, Zittern, Schwindel, Schwitzen, hoher muskulärer Spannung und Druck hinter dem Brustbein begleitet.
Die Atmung verlagert sich nach oben in den Brust- und Schulterbereich. Sie wird schnell und flach und kann manchmal bis zum Hyperventilieren führen. Die daraus resultierenden Gedanken und Gefühle können die Angstsymptomatik wiederum verstärken.
Die Arbeit mit dem Atem kann Raum schaffen und Enge auflösen. Die Atmung wird langsamer und vertieft sich, was sich beruhigend auf den Herzschlag auswirkt. Die Atemruhe fördert Gelassenheit und das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit.