In der Begegnung mit dem Atem in seinem Rhythmus, seiner Freiheit oder Behinderung eröffnet sich die Möglichkeit eines Zugangs zu der unmittelbaren "Biographie" des Menschen. Im Laufe eines Lebens entwickelt jeder sein ganz eigenes Atemmuster, geprägt von seinen individuellen Erfahrungen. Die Hände des Therapeuten nehmen den Atemrhythmus auf, begleiten und unterstützen ihn. Der Atem antwortet auf dehnende, lösende und druckgebende Berührungsreize. Der Atemfluss kann sich aus seinen Hinderungen lösen und sich vertiefen. So entsteht ein Dialog zwischen dem Atem und den Händen. In der Atemarbeit steht die Aufdeckung des Unbewußten und Konflikthaften nicht im Vordergrund, jedoch lässt die Lösung muskulärer Verspannungen, die den Atem in seiner Bewegung verhindern, mitunter unterdrückte Gefühle ins Bewusstsein treten. Auftauchende Inhalte werden am Ende jeder Sitzung besprochen. Wohltuende Entspannung ermöglicht ein Erleben der Ganzheit und des Annehmens.

Sie wurde in den zwanziger Jahren von dem Arzt Dr. Ludwig J. Schmitt entwickelt und reicht weit über die mechanisch-reflektorische Wirkung der klassischen Massage hinaus.

Die Atemmassage orientiert sich am Atemrhythmus, dessen freier Fluss gefördert werden soll. Sie setzt mit ihren Griffen dort an, wo sich Probleme des Menschen im Köper abzeichnen, welche sich in organischen und/oder psychischen Störungen, sowie in Problemen der äußeren Haltung zeigen. Die Atemmassage wirkt regulierend auf das unwillkürliche Nervensystem, auf die Psyche, das hormonelle System, regt den Stoffwechsel an und vertieft die Atmung. Eine gute Struktur der Muskulatur ermöglicht die Durchlässigkeit des Organismus für die Atembewegung und begünstigt so eine ausgeglichene physische und psychische Befindlichkeit.

Durch das Ausführen einfacher Bewegungsabläufe, dem Erleben der Stimme und der Stille wird die Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit sensibilisiert und entwickelt. Im Erfahren der eigenen inneren Räume und Begrenzungen ist die Begegnung mit dem zugelassenen wesenseigenen Atem möglich. Das Vertrauen in den Atem wächst. Der Wandel vom Tun-Müssen zum Geschehen-Lassen kann sich mehr und mehr vollziehen. Das eigene Erleben steht bei der Gruppenarbeit im Vordergrund. Individuelle Erfahrungen werden am Ende der Stunde in der Gruppe ausgetauscht. 

Das Ziel dieser klassischen Atemtherapie ist die Kräftigung der Atemmuskulatur durch ein gezieltes Training.
Voraussetzung ist die Schulung der Körperwahrnehmung und die Bewusstmachung der unterschiedlichen Atemformen.
Atemgymnastik im Liegen, Sitzen und Stehen hilft, begleitend zur Behandlung mit Medikamenten, die Gesamtkörperverfassung zu verbessern.
Atemübungen, insbesondere Ausatemtechniken, ermöglichen die Erfahrung, dass der Atemvorgang beeinflussbar und einer körperlichen Belastung angepasst werden kann, indem z.B.  zusätzlich atemerleichternde Körperstellungen eingenommen werden.